Bilder + Bericht zur Demo und Mahnwache in Bremen
Aktuelles Radio Interview vom 7.5.2019 hier.
Bilder und Bericht zur Demo am 13.5.2018
Am Sonntag den 13.5.18 waren wir fast hundert Menschen, die sich mit Transparenten, Plakaten, Musik und vielen Rosen auf den Weg zum Klinikum Bremen-Ost machten, um dort wütend und solidarisch gegen die alltägliche menschenverachtende Praxis des psychiatrischen Systems Bremen-Osts (sowie anderswo) zu demonstrieren. Eine Praxis, welche Ahmet im Rahmen einer „Therapie“ in der forensischen Psychiatrie vor einem Jahr das Leben kostete. Verantwortung wurde nicht übernommen: Die Familie Ahmets wurde nicht einmal informiert, weder über seinen 3-tägigen Aufenthalt auf der Intensivstation, noch von seinem Tod – Das beteiligte Personal arbeitet weiter dort – Von Mit-Inhaftierten wurden bis heute keine Zeugenaussagen aufgenommen – Angebliche Beschwerdeorgane und Senatsaufsicht etc. verweigern ihre Zuständigkeiten – etc.
Auch wenn klar sein sollte, dass eine Provokation des Personals, die in einer Diskussion mündete, von der sich Ahmet abwendete, keine Rechtfertigung für eine Absonderung bietet und Aussagen/Dokumentationen darüber existieren, wie die Notversorgung von statten ging, bleibt es fraglich, ob es überhaupt zu einem Gerichtsprozess kommen wird. Geglaubt wird dem Personal und nicht, den als „krank“ und „gefährlich“ deklarierten „Patient*innen“. Die Justiz, die Teil des psychiatrischen Machtsystems ist, schützt ihre Täter*innen. Andere Anklagen zu Tragödien, in denen Menschen vom psychiatrischen System gefoltert und traumatisiert wurden, werden in Akten verwaltet und vertuscht. Wir kennen die „Bremer Praxis“, in der Staatsanwält*innen Strafvereitlung begehen, Richter*innen ihre Befangenheit selbst ablehnen und jegliche Kontrollmechanismen versagen bzw. als Feigenblätter prima funktionieren. Tragische Einzelfälle? Strukturelle Gewalt!
Wir sehen unsere Demonstration als Erfolg. Wir waren da, wo Tabuisierung groß geschrieben wird. Wo aus Todesfällen weder Konsequenzen gezogen, noch Aufarbeitung erfolgt. Wo versucht wird keinen Einblick zu ermöglichen. Wir wissen was im abgeschlossenen Hochsicherheitsbereich passiert und wir werden weiter nicht den Mund halten. Schön fanden wir, dass sich spontan Patient*innen des Klinikum Bremen-Osts unserer Demonstration anschlossen. Schön auch, dass es Momente von Kommunikation und Solidarität zwischen dem „Drinnen“ der forensischen Folterhölle und Draußen gab. Die Liebesbekenntnisse an Ahmet von „drinnen“ haben uns berührt.
Traurig und wütend bleiben wir, da Ahmet eines sinnlosen Todes gestorben ist. (an einem Moment alltäglicher Schikanen). Seinem Umfeld und seiner Familie wird er für immer fehlen und nichts entschuldigt seinen Tod. In den Tagen nach unserer Demonstration erfahren wir davon, dass auch in der forensischen Psychiatrie Wiesloch (bzw. auf den Weg dorthin) ende letzten Jahres ein Patient durch eine Fixierung ums Leben kam. Zu einem System, dass Traumatisierte und Tote für Profit erzeugt, welches Menschen bricht und dies als Therapie deklariert, kann nicht geschwiegen werden. Kein Vergeben! Kein Vergessen!
Distanzieren wollen wir uns vom Ex-Klinikchef der Klinik Bremen-Osts, der sich als kritische Instanz betrachtet, aber unsere Demo als Bühne benutzte, auf der er unsere Kritik an Bremen-Ost im Todesfall Melissa Beck vor Mutter und Medien relativiert. Wir sind insgesamt entsetzt wenn auch nicht überrascht, welche Zensur-Politik in der Hochburg der „sozialen Psychiatrie“ Bremen vorhanden ist. Im Vorfeld unserer Demonstration an „Psychiatrie-Betroffenen“-Orten eine Auslegung von Flyern verweigert wurde und von „Beschwerdezuständigkeiten“ zum Kredo erhoben wurde, ob die Demonstration „legal“ ist.
Ein allumfassender Machtapparat: Bremens Psychiatrie, die sich zynischerweise als „soziale Psychiatrie“, „Psychiatrie 2.0“ betitelt. Die Leid und Rekord Zwangsunterbringungszahlen hervorbringt, Kritik an ihr vertuscht. Bremen ist von einer Psychiatrie-Hörigkeit geprägt, die uns schaudert. Wir werden nicht zuschauen, wie Psychiatrie- und Justizapparat im Namen der „Gesundheit“ agieren.
Gegen die menschenverachtende und gewalttätige Praxis der Psychiatrie und für das Leben!
Unterstützerinnenkreis gegen Psychiatriegewalt Bremen
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- Vor dem Forensik-Neubau
- Redebeitrag bei der Abschlusskundgebung:
- „Ahmet, der eine Therapie verordnet bekam und diese seinen Tod bedeutete.“
- „ein Milleu totaler Herrschaft, dass auf Anpassung, Santionierung und Gewalt ausgerichtet ist…- sie nennen es „Therapie“ und „fürsorglichen Zwang“… „
- Melissas suizidierte sich nach ihrer Entlassung ihres ersten Psychiatrieaufenthaltes in Bremen-Ost. Eine Aktutstation im Urlaubsmodus. Abkassiert werden konnte trotzdem. 4 Jahre Vertuschung und verweigerte Verantwortungsübernahme.
- „der Ort, an dem Melissaa verzweifelt Schutz gesucht hatte… war in Wirklichkeit ein Tatort“…
- illegalisierte Demonstration außerhalb des Klinkgeländes? Schilder, Transparente und unsere Wut hätten wir versteckt und erst auf dem Klinikgelände zeigen dürfen, sagt Polizei und Ordnungsamt…
- …unsere Empörung und Solidarität lassen wir uns nicht verbieten
- erste Schritte gegen den alltäglichen Psychiatrieterrror in Bremen-Ost
- vor dem Parkplatz am Haupteingang Bremen-Ost…
- …die Demo geht los…
- Kein Vergeben, kein Vergessen!
- …und geht weiter
- Die politische Forderung
- Gegen die „Bremer Praxis“ – das Vertuschen von Klinik, Senat, Besuchskommission, Politik und Justiz.