Unsere Antwort auf die Ausreden der Weltorganisation der Psychiatrie
Am 27. April ist der Vorsitzende des Ausschusses für Ethik und Überprüfung der World Psychiatric Organization (WPA), Prof. Paul Appelbaum, der Bitte des geschäftsführenden Vorstand der WPA nachgekommen und hat versucht, eine Begründung dafür zu geben, warum die WPA die Ausladungen von dem BPE (siehe Seite 14 hier) und von die-BPE ignoriert und daran festhält, den Weltkongress 2017 in Berlin stattfinden zu lassen. Auf seine E-Mail, die weiter unten wiedergeben wird, hat die-BPE heute geantwortet und die englische wie deutsche Version hier veröffentlicht:
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Sehr geehrter Herr Prof. Appelbaum
Am 27.04.2016 Paul Appelbaum schrieb:
> … Berlin als Ort des Kongresses wird eine ausgezeichnete Gelegenheit
> bieten, noch einmal die Geschichte von Verbrechen und Missbrauch in
> der NS-Zeit ..zu beleuchten….
Für jede aufrichtige Person oder Organisation können die von Ihren früheren deutschen Kollegen initiiert und begangen systematischen Massenmorde niemals ein besonderes Highlight eines Geschichts-Themenpark in Berlin sein, die in Ihren Worten „eine ausgezeichnete Gelegenheit bieten, noch einmal die Geschichte von Verbrechen und Missbrauch in der NS-Zeit ..zu beleuchten….“.
Die bisherigen Versuche angeblicher Erinnerung psychiatrischer Organisationen, die Sie erwähnen, waren eine Erinnerung, um zu Vergessen, weil sie zu keiner Änderung des gewalttätigen Verhaltens von Psychiatern in ihrer alltäglich Praxis, führten. Diese Simulation von Erinnerung versucht nur die von deutschen Psychiatern begangen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu vertuschen, um Zwang und Gewalt in der Psychiatrie heute fortsetzen zu können. Die Opfer des Massenmordes werden also dafür instrumentalisiert, um eine Erklärung zu rationalisieren, ins wunderbare Berlin zu kommen. Eine solche Ausrede beweist noch einmal Respektlosigkeit für die Würde der Opfer.
Trotz der Ausladung von zwei nationalen Organisationen Psychiatrie-Erfahrener hat die WPA beschlossen, die Ausladung durch die „Brüdern und Schwestern“ der Opfer des systematischen Massenmord verächtlich abzulehnen. Wir wussten bereits, dass Psychiater keine moralischen Werte haben (außer von der Pharmaindustrie gut gesponsert zu werden), aber es war jenseits unserer Vorstellung, dass die WPA einen so zynischen Grund haben könnte, den Kongress in Berlin stattfinden zu lassen. (Wir erkennen diese Bewunderung für Berlin als Täterort auch in dem Wort wunderbar des WPA-Präsidenten für Berlin, siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=t0IG1_HPgx0)
Dieser Zynismus ist charakteristisch für die psychiatrische Rhetorik, die das Morden Behandlung genannt hat, um sie in einen angeblichen Gnadentod zu verwandeln. Psychiatrische Rhetorik ist nur eine Wissenschaft der Lüge, wie Ihr Kollege, Dr. Szasz, sein Buch richtig betitelt hat: Psychiatrie: The Science of Lies
Psychiatrie: Fiktive Wissenschaft. Tatsächlich Schaden.
Wir wissen, dass die WPA sich darauf freut, dass die „Folter Königin“, Frau . Hauth, den Kongress in ihrer Position als Co-Präsidentin begrüßen wird, aber wir werden versuchen, es für die Teilnehmer dieses ekelhaften Kongresses so ungemütlich wie möglich zu machen.
Wie bereits angekündigt, haben wir unsere Korrespondenz mit dem WPA-Präsident hier veröffentlicht: www.die-bpe.de und wie ebenfalls angekündigt, veröffentlichen wir Ihre E-Mail und unsere Antwort als offene Briefe.
Mit freundlichen Grüßen,
René Talbot und Uwe Pankow
Für den Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener
PS: Wir senden Kopien dieser E-Mail an einige Ihrer WPA Kollegen.
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Hier der Begründungsversuch, warum die WPA ihren Weltkongress 2017 nicht verlegen will und unsere Ausladung ignoriert. Die E-Mail von Prof. Appelbaum hatte ein bisschen unhöflich weder eine Anrede noch einen Gruß am Ende:
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Ich antworte auf Ihre Korrespondenz mit Dr. Bhugra, dem Präsidenten der World Psychiatric Association. Auf seinen Wunsch hatte der Ständige Ausschuss für Ethik und Überprüfung bei seiner jüngsten Tagung eine umfassende Diskussion über die in Ihren E-Mails aufgeworfenen Fragen. Der Ausschuss stellte fest, dass im Jahr 1999 während des Weltkongresses, der in Hamburg stattfand, die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (DGPPN) Sondersitzungen und Ausstellungen über die Verbrechen der NS-Zeit gefördert hat.
Darüber hinaus hat die DGPPN im Jahr 2009 „die besondere Verantwortung anerkannt, die sie als Folge der Beteiligung ihrer Vorläuferorganisationen an den Verbrechen des Nationalsozialismus, Massenmord an kranken Menschen und Zwangssterilisationen trägt . Im Jahr 2010 initiierte die Gesellschaft ein Forschungsprojekt über die ‚Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie (DVP) und dem Verband Deutscher Neurologen und Psychiater (GDNP) während der Zeit des Nationalsozialismus.‘ “
In Vorbereitung auf den Kongress 2017 hat die DGPPN sich bereits bemüht, Nutzergruppen in Planungssitzungen einzubeziehen, die Themen von deren besonderem Interesse beinhalten. Berlin als Ort des Kongresses wird eine ausgezeichnete Gelegenheit bieten, noch einmal die Geschichte von Verbrechen und Missbrauch in der NS-Zeit, sowie weitere Beispiele für den Missbrauch von psychiatrischen Patienten, wo auch immer dieser stattgefunden haben könnte, mit dem Ziel zu beleuchten, solche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern. Daher sah der Ausschuss keinen Grund, eine Änderung der Veranstaltungsort für den Kongress zu empfehlen.
Ich hoffe, dass Ihre Organisation in der Lage sein wird, zu der Diskussion von Fragen im Zusammenhang mit den NS-Verbrechen und anderen Beispielen des Missbrauchs bei dem Berliner Kongress beizutragen.