Neuropsychiatrie: eine Pseudowissenschaft

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8.11.2011: Da zappelt die Seele: Der neuropsychiatrischen Forschung fehle es

nicht nur an Daten und der nötigen Empirie, sondern vor allem auch an Glaubwürdigkeit. Steven Rose von der Open University in Großbritannien, ein Insider seit Jahrzehnten, sagte es unumwunden: „Es stimmt etwas nicht, wenn ich glauben soll, dass die Zebrafisch-Larve, die etwas aktiver in der Petrischale herumschwänzelt, ein geeignetes Tiermodell für Hyperaktivität sein soll.“

Kläglicher Zustand

Ein anderes Beispiel: Für die Schizophrenie hat die Genforschung zwischen 14 und 650 unterschiedliche Mutationen als mögliche Kausalfaktoren ins Spiel gebracht. Die Konfusion hat also in Jahrzehnten eher zu- als abgenommen. Und noch ein Indiz, das als starker Hinweis für die Grenzen der Biomedizin interpretiert wurden: Viele Pharmakonzerne, darunter Forschungsriesen wie Pfizer und GSK, haben ihre Entwicklungsabteilungen für neuropsychiatrische Leiden dicht gemacht. Da konnte Luca Santarelli von Hoffmann-La-Roche noch so vehement für das eigene Engagement werben, was etwa das erwachte Interesse an Wirkstoffen gegen Entwicklungsstörungen wie Autosmus angeht – in Wahrheit herrscht in der Branche ein kläglicher Zustand, eine veritable Innovationskrise. Biomarker zur Früherkennung von Geistesstörungen – bestensfalls im Experimentalstadium; wirkungsvollere Medikamente? Fehlanzeige.