Die Psychiatrische Hegemonie ist gebrochen

Die Psychiatrische Hegemonie ist gebrochen

16 Monate nach dem WPA Weltkongress in Berlin schlägt der Präsident deren Ethikkomitees, Paul Appelbaum, vor, „Die Behindertenrechtskonvention (BRK) zu ignorieren, neu zu interpretieren oder zu ändern“, und auch, dass die psychiatrischen Fachgesellschaften die Regierungen dazu bewegen sollten, „das Übereinkommen zu ignorieren“. Das ist offensichtlich ein neuer Ansatz, da Psychiater immer gegenüber Regierungen opportunistisch und gehorsam sind. Auf einmal hoffen Psychiater in der Lage zu sein, das Völkerrecht und nationale Regierungen dirigieren zu können, weil – man beachte die Verschwörungstheorie – “ .. Schuld ist, dass der Entwurf [der BRK] von einigen der radikalsten Elemente der Patientenrechtebewegung übernommen wurde,… „ *

In der Eile, die psychiatrische Hegemonie über das „Wohlergehen von Menschen mit Behinderungen“ zurückzugewinnen, versucht die WPA, die tiefgreifende Veränderung zu verschleiern, die die UN-Menschenrechtsabteilung vorgenommen hat. In ihrer Publikation „Mental Health and Human Rights“, Dokument A/HRC/34/32, ließ sie den dystopischen Anspruch eines Rechts auf Gesundheit fallen, der früher so formuliert wurde: „Gesundheit ist ein Zustand der vollständigen physischen, mentalen und gesellschaftliches Wohlergehen und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen „. Ein solches Recht schließt auch ein Verbot des Todes ein … Die WHO hat früher mit diesem „Recht“ argumentiert, aber die UN-Menschenrechtsabteilung hat sich für eine radikal andere Neuinterpretation entschieden und spricht nun stattdessen von einem Recht auf Gesundheit als einem Recht auf medizinische Behandlung auf der Höhe der Zeit, aber niemals ohne informierte Zustimmung.**

Daraus ergaben sich die Forderungen des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Zeid Ra ‚ ad Al Hussein, einem „der radikalsten Elemente der Patientenrechtebewegung„, der „die Eliminierung von Praktiken wie Zwangsbehandlung, einschließlich erzwungener Medikamente, erzwungener elektrokonvulsiver Behandlung, erzwungener Institutionalisierung und Separation“ forderte, siehe seinen Bericht vom 4. Juli 2018.***

Um der Schande noch Scham hinzuzufügen, musste der psychiatrische Berufsstand hinnehmen, dass:

  • Die Psychopharmaka-Forschungsgelder wurden mangels Erfolgsaussichten gestrichen, die Grundlagenforschung hat gezeigt, dass grundsätzliche psychiatrische Annahmen falsch bzw. hinfällig sind. Thomas Insel, der Direktor des National Institut für Mental Health (NIHM in USA), hat am 29.4.2013 in einer NIMH-Veröffentlichung endlich eingestanden, das aller psychiatrischer Diagnonsens bisher keine Validität hatte!
  • Das wurde in der sog. „Nun Study“ besonders augenfällig: Sie ist für die psychiatrischen Konstrukte wie eine Kernschmelze – der Gau. Denn wenn eines als unbezweifelbares Hirn-Korrelat von zunehmender Vergesslichkeit im Alter und als angebliche „Krankheit Alzheimer“ identifiziert galt, dann war das die vermeintlich durch Hirnscans sichtbare Plaque im Gehirn. Aber das Gegenteil ist der Fall: „Ein auffälliges Ergebnis war die Abweichung des pathologischen Gehirn-Befunds (multiple Alzheimer-Plaques) von der wiederholt erhobenen psychischen/intellektuellen Leistungsfähigkeit derselben Personen zu Lebzeiten. Das heißt: Auch bei Personen, die bis unmittelbar vor ihrem Tod geistig anspruchsvolle Aufgaben lösen konnten, wurden bei der Sektion stark veränderte Gehirnbefunde festgestellt“, wie der tatsächliche Befund in Wikipedia kurz und bündig zusammengefasst wird. Damit hat sich selbst das als solidest geglaubte psychiatrisch-neurologische „Wissen“ über ein vermeintliches Leib-Seele Korrelat als reines Wortgestöber erwiesen. Siehe auch den aktuellen Bereicht hier. Siehe auch aktuellen Bericht hier.
    Vor kurzem hat die psychopharmakologische Forschung auch hier ihre Forschungsmittel gestoppt, Beweis hier.
  • Das resultiert in dieser Aussage des letzten Präsidenten der WPA, Dinesh Bhugra: Die Psychiatrie stecke tief in der Klemme. Es würden 10% der medizinischen Studenten gebraucht, aber es sind immer nur 4% und das schon seit langer Zeit. Er beschuldigt „Lehre und klinische Erfahrung“, als die Gründe, warum medizinische Studenten sich entscheiden, nicht in die Psychiatrie zu gehen. Er sagt, dass sie in  Großbritannien Probleme hätten, Inländer als Psychiater zu finden – darum müssten diese aus anderen Ländern übernommen werden.

Auch das europäische Netzwerk von Nutzern und Überlebenden der Psychiatrie widerspricht der WPA, siehe hier.

Fazit: Die Moral der Psychiatrie ist gebrochen und Psychiater werden zu Recht als staatlich geschützt Verbrecher bezeichnet.

Dies ist ein Beschluss der IAAPA Mitgliederversammlung vom 11. Juni 2019

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* http://docs.wixstatic.com/ugd/e172f3_71d7c75219fb432c9cd2a13c304ec3de.pdf Editorial Seite 1+2

** Seite 5: http://ap.ohchr.org/documents/dpage_e.aspx?si=A/HRC/34/32
7. Das Recht auf Gesundheit enthält Freiheiten (wie die Freiheit, die eigene Gesundheit und den Körper zu kontrollieren, und das Recht, frei von Störungen, Folter und nicht-einvernehmlicher ärztlicher Behandlung zu sein) und Ansprüche (wie das Recht auf ein Gesundheitssystem, das den Menschen die gleiche Möglichkeit auf das das höchste erreichbare Gesundheitsniveau bietet). Während das Recht auf Gesundheit in Anerkennung von Ressourcen Zwängen einer progressiven Verwirklichung unterliegt, unterliegt das Element der Freiheit im Recht auf Gesundheit weder progressiven Realisierung noch Ressourcenverfügbarkeit.

*** https://www.ohchr.org/Documents/Issues/MentalHealth/A_HRC_39_36_EN.pdf
„5.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra ‚ ad Al Hussein“…..“ forderte die Beseitigung von Praktiken wie Zwangsbehandlung, einschließlich erzwungener Medikamentenverabreichung, erzwungener elektrokonvulsive Behandlung, erzwungene Einweisung und Isolation.
Stattdessen“…. „erinnerte [er] die Teilnehmer daran, dass die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen den rechtlichen Rahmen vorgibt, um die Rechte von Personen mit psychosozialen Behinderungen zu wahren — einschließlich der Ausübung ihrer rechtlichen Handlungsfähigkeiten, freier und informierter Zustimmung, das Recht auf Leben und in der Gemeinde aufgenommen zu werden, und das Recht auf Freiheit und Sicherheit ohne Diskriminierung. „[Seite 5]
„40.
Zum Abschluss verurteilte die UN-Vize-Hochkommissarin für Menschenrechte, Kate Gilmore, „… „die rechtswidrige Anwendung des Gesetzes zur Machtausübung und zur Diskriminierung, und seine Umwandlung in eine Bedrohung für die Rechte. Sie folgerte die Anmerkung, dass durch sein Wissen jeder nun Verantwortung trage: Veränderung sind in greifbarer Nähe, sie waren erschwinglich und begründet. Sie forderte daher alle Akteure auf, sich daran zu beteiligen, Leistungen zu gestalten und zusammenzuarbeiten, um eine gesundheitsfördernde Umgebungen zu schaffen. „[ Seite 13 ff]
„41.
Der Sonderberichterstatter für Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung hat konkrete Empfehlungen für Fortschritte gegeben. Er betonte die dringende Notwendigkeit, die Rechtsvorschriften abzuschaffen, die es ermöglichten, Menschen mit Behinderungen einzuweisen …“
„Er unterstrich das Gebot, Gewalt und Missbrauch gegen Menschen mit Behinderungen als eine Form von Folter oder anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung anzuerkennen, um den Opfern und ihren Anwälten einen stärkeren Rechtsschutz für diese Verstöße zu gewährleisten.“
Es wurden folgende Empfehlungen vorgeschlagen:
„46.
Die Staaten sollten sicherstellen, dass alle Gesundheitssorge und entsprechende Dienste, einschließlich aller psychischen Gesundheitssorge und entsprechende Dienste, auf der freien und informierten Zustimmung der betroffenen Person beruhen. Gesetzliche Bestimmungen und Richtlinien sollten abgeschafft werden, die durch den Einsatz von Zwang und Zwangsmaßnahmen, einschließlich Zwangseinweisung und zwangsweise Heimunterbringung, Fixierung, Psychochirurgie, Zwangsbehandlung und andere Zwangsmaßnahmen, darauf abzielen, eine tatsächliche oder angenommene Beeinträchtigung zu korrigieren oder zu beheben, einschließlich der Ermöglichung der Einwilligung oder Ermächtigung durch Dritte. Die Staaten sollten diese Praktiken neu konzeptionalisieren und als Folter oder andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung und als Diskriminierung von Nutzern von psychischen Gesundheitsdiensten, Menschen mit psychischen Problemen und Menschen mit psychosozialen Behinderungen anerkennen.
Die Staaten sollten deren Schutz und rechtliche Handlungsfähigkeit auf gleicher Basis mit anderen gewährleisten, indem Sie Gesetze aufheben, die eine ersetzende Entscheidungsfindung vorsehen, und sie ersetzen durch: verschiedene freiwillige unterstützte Entscheidungsmechanismen, einschließlich Peer Unterstützung, mit Achtung der individuellen Autonomie, dem Willen und den Vorlieben der Betroffenen; Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch und unangemessenen Einfluss innerhalb der Regelung der unterstützenden Entscheidungsfindung; und die Zuweisung von Mitteln, um die Verfügbarkeit von Unterstützung zu ermöglichen und zu gewährleisten. „
[Seite 14]