In Gedenken an Achmet A.,…
Im Folgenden der Bericht eines anonymen Informanten, der uns am 30.5. erreichte.
Obwohl wir keine Gewähr für die Authentizität des Berichts geben können, schließen wir uns aber der Forderung an, dass die Mitgefangenen vernommen werden müssen.
Der Bremer Weserkurier berichtete über den Vorfall am 12.5. hier und am 15.5. hier.
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Achtung Veranstaltungshinweis:
Psychiatrie- und Forensik-kritisches Veranstaltungswochenende
am Fr. 30.6.17 und Sa. 1.7.17 in der blauen Karawane, Am Speicher XI, 28217 Bremen, Programm usw. siehe Flyer hier
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In Gedenken an Achmet A.,
der am 09.05.2017 durch eine unverhältnismäßige, brutale, bis dato unverantwortete, willkürlich ausgelöste Zwangsmaßnahme in Bremen-Ost verstorben ist.
Er ist uns in Erinnerung für alle Menschen, die in Bremen-Ost und überall kollektiv ermordet wurden.
Er ist gestorben. Das war nicht nötig. Es ist passiert. Die eilig herbeigeeilten WärterInnen, die ihn zu Boden gebracht und ihn am Atmen gehindert haben, ( „ich krieg keine Luft mehr, ich krieg keine Luft“) hatten kein Erbarmen. Er könnte simulieren. Den „gewalttätigen Bekloppten“ kann man nicht trauen. Das Personal ist trainiert, angeblich professionell und in Deeskalation geschult. Bis dato ist noch Jede/r im BEO (Beobachtungsraum/Isolation) gelandet, für den der Eberhard (Codewort für Zwangsmaßnahme) ausgelöst wurde, für was für Lapalien auch immer.
Drei WärterInnen rein ins Raucherzimmer. Ein Dutzend PflegerInnen und mehr in der Tür, auf dem Gang. Die Patienten ganz schnell auf ihre Zimmer und in den Aufenthaltsraum geschickt. Haben die PatientInnen es gehört? „Ich krieg keine Luft mehr, ich krieg keine Luft.“ Ja, sie haben es gehört.
Herr A. wollte sein Frühstück, daß man ihm verweigerte. Drei Meter vor dem Essenswagen.
„So nicht Herr A.!“ Ein Wort ergab das andere. „Lassen sie mich doch in Ruhe“. Dreht sich um, will in den Raucherraum, um sich zu beruhigen. „So nicht Herr A!“
In diesem Moment, in seinem Rücken, wird der „Eberhard“ ausgerufen. Die Üblichen an vorderster Front. Routiniert. Eine willkommene Auflockerung für alle Beteiligten. Können alle mal sehen, wie „Mann“ es richtig macht. Es wurde nichts richtig gemacht. Weder die Auslösung des Eberhard’s war verhältnismäßig. Noch der Zugriff. Noch dass, was danach passiert ist. Ca. 20 Minuten Reanimation durch eine Pflegerin bis Leonora (Codewort für medizinischen Notfall) ausgelöst wurde. Ca. weitere 20 Minuten, bis die Sanitäter auf dem Gelände zum Einsatz kamen, den Defibrilator nicht dabei. Weitere 20 Minuten bis der Notarzt eintraf. Keine Beatmung, keine Eile. Das Achmet angeblich bis Freitag im Koma lag und dann verstarb, ist/bleibt rätselhaft. Die ersten PatientInnen berichteten uns einen Tag nach dem Angriff: Eberhard…, keine Luft mehr…, nach 40 Minuten tot.
Wir vermuten im ersten Moment, er wurde erwürgt. Uns fehlte das Wort erstickt, erdrückt, erdrosselt oder am Atmen gehindert. Jedenfalls hat ihn nicht der Blitz erschlagen.
Erstes offizielles Munkeln, ein zu großes Herz/ Herzprobleme. Ein Infarkt hat den 31-Jährigen dahingestreckt. In welche Richtung sollte die Staatsanwaltschaft/Kripo dann ermitteln? Sollte sie das überhaupt? Die Gefangenen wurden bis jetzt noch nicht zum Tathergang vernommen, trotz geäußertem Wunsch dazu.
Der Leichnam, ganz schnell von der Kripo freigegeben und einem Bestattungsunternehmen zugeteilt. Dem Vater wird selbst der Abschied von seinem Sohn verwehrt. Er wird nicht informiert. Achmet sollte eigentlich in die Türkei überführt werden. Der Leichnam wird aber ganz schnell ohne das Wissen des Vaters in Deutschland beerdigt.
Schon im Dezember letzten Jahres haben wir auf die unheilvolle Verstrickung von Justiz, Exekutive und Psychiatrie in Bremen, bei der Schwerdtfegerabschiedsschau (Verabschiedung des letzten Klinikleiters in den Ruhestand) aufmerksam gemacht. Alles nicht justiziabel? Archaische Machtdemonstrationen, zur Festigung von Kumpaneien, Loyalitätsbeweisen, Verhöhnung der Schutzbefohlenen und der gerichtlichen Institutionen? Eine Homage der Mitarbeiter an ihren verdiensvollen Leiter der Einrichtung? Keiner will es wissen, obwohl auch das alles im Film zur Erinnerung festgehalten wurde. Weiter haben wir, nach Themen gegliedert, auf fünf DIN A4 Seiten anonymisiert, (keine Namen), auf das gewalttätige, demütigende, erniedrigende, repressive Regime, in dieser Anstalt hingewiesen. Beim großen Aufschrei in Bremen, über die Verhältnisse in der Allgemeinpsychiatrie, durch die Patientenfürsprecher dokumentiert, klapperten wir Parteien und Presse, Petitionsausschüsse, Besuchskommissionen und Deputationen ab. Allen diesen Institutionen, selbst der Bürgerschaft lag unser Beschwerdekatalog aus der Forensik vor. Die forensische Klinikleitung hat alles als erstunken und erlogen, vom Tisch gewischt. Die Beschwerden betreffen vielleicht die Allgemeinpsychiatrie, aber nicht die Forensik.
Jetzt wird weiter vertuscht und gelogen. Achmet sei drogenabhängig und gewalttätig gewesen. Patienten schildern ihn anders. Er hätte Alkohol in seinem Zimmer hergestellt. Unglaublich. Vielleicht haben sie was getrunken, um ihren Frust zu ersaufen.
Die Ausweg- und Aussichtslosigkeit von Achmet A., und all den anderen Mitgefangenen, macht uns wütend und ohnmächtig zugleich. Ein Gedenken vor der Forensik wurde 2 Tage geduldet. Nach 2 Tagen wurde abgeräumt. Fotos weg, Blumen weg. Zurück zum forensischen Alltag. Alle Beteiligten machen weiter.Neuerdings den Euthanasieopfer am IRRSTERN in Bremen-Ost gedenken, und glauben, die Zeit wäre vorbei? Ein gruseliges Psychiatrie-Museum zum schaudern nebenan. Aber das hat mit dieser Zeit nichts zu tun.
Wir haben von nichts gewußt? Wir wollen von all dem nichts wissen!
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.
Psychiatrie kritische Gruppe Kontakt: beschwerde-bremen-ost@gmx.de