Geht doch! Pflichtversorgung OHNE eine Geschlossene!
Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 25.2. in einem Gastbeitrag von Prof. Karl H. Beine darüber, dass inzwischen 5 Psychiatrien mit regionaler Pflichtversorgung besser damit fahren, indem sie auf irgendeine geschlossene Abteilung verzichten, Titel:
Psychiatrie: Entwertung hinter verschlossenen Türen
Nur in der Psychiatrie ist es üblich, Patienten wegzuschließen. Dabei fehlen sichere Erkenntnisse zum Sinn dieser Praxis. Ein Plädoyer für eine offene Psychiatrie.
Zitate aus diesem Bericht:
„…Aber es gibt eine ganze Reihe von Beispielen aus ganz Deutschland, die seit Jahrzehnten belegen, dass man in der Psychiatrie auf geschlossene Stationstüren komplett verzichten kann, etwa in Memmingen, Landsberg, Herne, Heidenheim, Hamm. Bleiben die Türen offen, dann sinkt das Weglaufrisiko ebenso wie die Zahl der Zwischenfälle auf den Stationen. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass sich die gefühlte Entwertung noch einmal vergrößert, wenn hinter einem psychisch kranken Menschen die Tür zugeschlossen wird.
[…]
Eine solche Art der Begegnung zwischen psychiatrisch Tätigen und Patienten ist Grundvoraussetzung für wechselseitiges Vertrauen und Achtsamkeit. Die bisherigen Erfahrungen und der neueste Kenntnisstand zeigen eindeutig, dass die Unterbringungspraxis psychisch kranker Menschen auf geschlossenen Stationen revidiert werden muss: Legen wir also den Schlüssel beiseite.“ [Hervorh. von uns]
Quelle hier.
Noch ausführlicher und mit den Zahlen, wie die Zwangseinweisungsraten in den letzten 25 Jahren explodiert sind, ist das sehr lesenswerte Plädoyer für eine gewaltfreie Psychiatrie, das Karl H. Beine, der Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke und Chefarzt am St. Marien-Hospital in Hamm ist, im Editorial der Psychiat Prax 2016 43(02): 69-70, veröffentlicht hat, Titel: Öffnen wir die Türen… siehe hier.
(Übrigens ist es trotzdem sinnvoll, für solche Psychiatrien ohne geschlossene Abteilungen eine PatVerfü zu haben, damit man dort nicht unnötig belabert werden kann, wenn man das nicht angenehm finden sollte)