Mit 80 merkt´s auch Dörner noch…
…was Ernst Klee schon lange gesagt hatte: “Nicht die Nazis haben die Ärzte gebraucht, sondern die Ärzte die Nazis”
(siehe auch unseren Gegenkongress 1999 + Bilder davon).
Was den DGPPN Präsidenten Frank Schneider 2010 bewogen hat, eine Rede über die Verbrechen der deutschen Psychiatrie zu halten, darüber berichtet Klaus Dörner dem Schattenblick hier, Zitate daraus:
Wie mir der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Frank Schneider, erzählt hat, fragte er sich damals nach seinem Amtsantritt, was in aller Welt man in dieser Funktion zu tun habe. Er hörte sich in den Berufsverbänden der Internisten, Chirurgen, Gynäkologen um und kriegte dabei mit, daß es gerade angesagt sei, eine Entschuldigungsrede für die Verbrechen zu halten, in die man während der Nazizeit verwickelt war. Nun hatte er sich aber noch nie mit der Geschichte der Psychiatrie beschäftigt und mit der Nazizeit schon dreimal nicht. Also las er sich eben ein kleines bißchen an und hielt dann im Jahr 2010 seine berühmt gewordene Entschuldigungsrede in Berlin. Ich kannte ihn bis dahin gar nicht persönlich, doch nachdem ich ihm geschrieben und zu seiner Rede gratuliert hatte, besuchte er mich von sich aus. Ich habe mich dann mit ihm befreundet und erfuhr so, wie es zu seinem Berliner Auftritt gekommen war.
Seine Rede gipfelte in dem Satz:
Man müsse sich sogar überlegen, ob die Euthanasie, also die Ermordung der psychisch Kranken, mehr ein Naziprogramm oder eher ein Psychiatrieprogramm gewesen sei. Als ich das las, habe ich einen totalen Schrecken gekriegt: Das ist ja der Gedanke, den ich seit Jahrzehnten mit mir herumschleppe, ohne mich je getraut zu haben, ihn auszusprechen! Und dieser Kerl, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, macht das einfach. Ich habe dabei gelernt, daß man sich der Wahrheit nur dann angemessen nähern kann, wenn auf der einen Seite die Nähe, aber auf der anderen auch die Distanz stimmt. Fehlt eines von beiden, kommt man nicht an die Wahrheit heran oder kann sie nicht aussprechen. Er hatte das aus der Gnade des Abstands heraus einfach getan, während ich viel zu verstrickt, emotional viel zu betroffen und daher außerstande war, es so zu formulieren. Seither denke ich darüber nach, ob nicht statt des reformistischen Weges der revolutionäre angemessener wäre.
Und dann sagt Klaus Dörner auch noch:
Würde man es genau untersuchen, ließe sich wohl nachweisen, daß es keine Branche gibt, die so systematisch mit krimineller Energie ihr Geschäft betreibt wie die helfenden Berufe im allgemeinen und die Psychiater im besonderen.
Meint er das wirklich ernst, was er da sagt?